Una Banda de Musica (1982-88)
Es gibt mitunter
magische Momente, sogar in Nordenham. Solch ein Moment war die Geburtsstunde
von Una Banda de Musica im November 1982 im Haus Weserstrand im Großensieler
Hafen. Draußen heulte der Sturm, und drinnen erklang eine Musik, wie man
sie so bis dahin an der Wesermündung live nicht gehört hatte.Yeti
Mansenas Arrangements, Tommy Maréchals leidenschaftliche Stimme und die
Spielfreude der übrigen Musiker verbanden sich zu einer Mischung mit Zaubertrank-Qualität
für Wolke 7. Es wurde einer dieser Weißt-Du-noch-damals-Abende. Verdammt
lang her. Drehen wir die Zeit zurück auf das Jahr 1982. Damals lebte in
der alten Süllwarder Schule eine Musiker-WG die Drehscheibe für
verschiedene musikalische Projekte, die personell alle irgendwie miteinander
verbandelt waren. Aus den Scherben der Jazzrock-Formation Euphrat bildete sich
damals Yetis Music Ensemble, der Vorläufer von Una Banda. Ihr erstes Konzert
gaben sie im Frühjahr 1982 in der Besetzung Yeti Mansena (Keyboard), Wilhelm
Saemann (Bass), Michael Jacob (Schlagzeug), Knut Manke (Gitarre, Vibrafon) und
Holger Wörner (Saxofon). Bei einigen Stücken unterstützte sie
der Nordenhamer Joe Cocker: Jürgen Schimmelpfennig.Wenige Monate später
zündete die Rakete dann im Haus Weserstrand. Es war die berühmte November-Nacht.
Hergen Küpker hatte den Part am Saxofon übernommen, Tommy Maréchal
sang, Peter Fritze spielte Gitarre. Aus Yetis Music Ensemble wurde Una Banda
de Musica. Aus Songmaterial von Stevie Wonder, Steven Stills und Eigenkompositionen
gestaltete die Band einen zauberhaften Abend.Unbeschwerte ZeitenEs folgten einige
schöne Jahre, die Una Banda auf Tourneen durch ganz Norddeutschland führten.
Es war eine Phase, in der den Musikern die Welt offen zu stehen schien. Gedanken
über Job und Karriere kein Thema, oder nur eines am Rande. Wir
hatten nie das Gefühl, dass wir etwas verpassen könnten, sagt
Yeti. Wir hatten keine Existenzangst. Es war alles so unbeschwert,
fügt Wilhelm Saemann hinzu. Glückliche Zeiten. Una Banda besuchte
Workshops bei bekannten Jazzmusikern wie Florian Poser und Klaus Ignatzek, hatte
Kontakt mit Konzertveranstaltern wie Dieter Schubert und Volkert Koopmanns,
die heute zu den Großen der Branche gehören. Während die Band
immer mehr Konzerte gab, zeichneten sich jedoch bereits die ersten Risse ab.
Die Besetzungen wechselten mehrfach, der Stil auch. Una Banda orientierte sich
Richtung Blues mit dem Sänger Jürgen Schimmelpfennig, dann in Richtung
Funk, doch die Inspiration der Anfangszeit verflüchtigte sich langsam.
Wir suchten einen Stil für ein größeres Publikum,
erzählt Yeti Mansena rückblickend. Doch der ganz große Durchbruch
gelang nicht. Hinzu kam, dass bei einigen Bandmitgliedern jetzt doch Ausbildung,
Beruf und Familie zunehmend im Vordergrund standen. Anfang 1986 war Una Banda
zum Trio geschrumpft mit Wilhelm Saemann, Yeti Mansena und Michael Jacob. Gut
zwei Jahre später löste sich die Band auf und gab ihr erstes letztes
Konzert. Wilhelm Saemann fuhr als Drucker auf der MS Europa zur
See, Michael Jacob zog nach Bremen, Yeti Mansena heuerte als Programmgestalter
in der Jahnhalle an.Es sollten weitere letzte Konzerte folgen. Das nächste
zum zehnjährigen Jahnhallengeburtstag im Herbst 1993, bei dem auch ein
Konzertfilm aufgenommen wurde. Una Band klang frisch und locker wie in den besten
Zeiten. Ein Jahr später erlebte Wilhelm Saemann das schlimmste Konzert
meines Lebens. Es war eine Rocknacht in der Friedeburg. Prime Time hatte
die Massen mit Rockhits in Wallung gebracht, und dann kam Una Banda mit einem
Programm aus überwiegend selbst komponierten Stücken und fiel durch.
Mit zum Teil denselben Musikern, aber unter dem Namen Bad Habit und einem Bluesprogramm
lief es 1995 dann schon wieder viel besser. Zehn Jahre ist das nun her. Zeit
für ein weiteres neues letztes Konzert. Es ist ein bisschen wie bei den
Stones. Eigentlich ist die Geschichte längst zu Ende, und doch geht sie
irgendwie immer weiter.