Quo Vadis (1981 - 83)
von Ingo Marek

Am Anfang spielte Quo Vadis noch mit Andreas Pabel am Schlagzeug und Carsten Meier am Bass, übernahm bald darauf Jens Knauff das Schlagzeug, während Andreas und ich uns fortan um die Gitarren kümmerten. Quo Vadis spielte konsequent eigene Kompositionen, meist aus der Feder von Andreas Pabel, der sich im Laufe der Zeit zum musikalischen Vordenker der Gruppe entwickelte. Anfang der 80er Jahre war Deutschrock angesagt, also spielten wir auch deutsche Texte. Später kam zur Erweiterung unseres Soundteppichs noch ein kleiner Casio Synthesizer dazu, den ich zu verschiedenen Stücken spielte. Geübt wurde zunächst wieder im Keller des Fernmeldeamtes, wo sich allerdings die Beschwerden der Postmitarbeiter häuften - unsere Verstärker hatten inzwischen beträchtlich an Wattzahl zugelegt und wir übten immer noch in Konzertlautstärke. Die Zeitung beschrieb unsere Musik als Softrock, was wir damals eher als Beleidigung empfanden. Das mit der Musik verdiente Geld steckte ich in unsere Anlage und inzwischen war das Equipment so sehr angewachsen, dass wir uns für unsere Auftritte einen VW-Bus leihen mussten.
Leider gab es in den Jahren 1981 und 1982 nur wenig Auftrittmöglichkeiten für die inzwischen reichlich angewachsene Bandszene in Nordenham. Veranstalter machten sich rar und auch die Stadt (siehe KZW vom 15.01.80) stellte keine neuen Großkonzerte auf die Beine. Aus dieser Zeit stammt die Gründung der Rockfamilie, über die die Kreiszeitung am 11.11.1981 berichtete. Die Idee gemeinsam große Konzerte zu veranstalten, mündete dann u.a. in dem von Sabine Rust und Arne Lassen (beide damals so um die 18 Jahre alt) am 26.3.82 in der Friedeburg veranstalteten Rockfestivals mit sieben Nordenhamer Bands, das für die beiden in einem mittleren finanziellen Desaster endete.

Es folgten im Sommer 1982 einige Quo Vadis Auftritte in Butjadingen und Rodenkirchen, bei dem sich der Drummer der Oldenburger Punkrocker "Schweine im Weltall" bei einem gemeinsamen Auftritt mit Quo Vadis unseres Schlagzeuges bediente und die Schießbude nach dem Konzert reichlich lädiert zurück ließ.

Das letzte größere Konzert von Quo Vadis war am 17.09.1982. Wiederum aus Mangel an Auftrittmöglichkeiten hatte sich die Quo Vadis mit der neugegründeten Band Century zusammengetan und die Aula des Gymnasiums Nordenham für ein gemeinsames Konzert gemietet. Bei Eintrittspreisen von drei Mark waren uns trotz der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula nach Abzug aller Kosten (darunter 85 Mark für den Druck der Plakate) etwa 7 Mark für jeden Musiker geblieben. So ging das Jahr 1982 zu Ende und ich zog mich langsam aus der Musikszene zurück. Der Rest von Quo Vadis machte noch einige Monate weiter, zerfiel dann aber und ging in neuen Bands auf.

 

 

KZW,6.5.82

Die lateinischen Worte Quo Vadis bedeuten zwar „Wohin des Weges?", doch ihren musikalischen Weg hat die Nordenhamer Rockband gleichen Namens schon gefunden. Sie spielt technisch saubere, kompakte und einfallsreiche Rockmusik mit häufigen Melodie-und Rhythmuswechseln. Die Stücke sind manchmal sehr rockig, teilweise auch soft, aber nie langweilig. Dazu schreibt meist der Gitarrist und Sänger Andreas Pabel die Texte, die zum großen Teil das Prädikat hörenswert verdienen, sind sie doch recht witzig oder aber machen auch betroffen, ohne dabei abgegriffen und billig zu sein.
Quo Vadis, das sind neben dem IBjähri-gen Andreas Pabel der 18jährige Ingo Marek an der Gitarre und am Synthesizer, der 16jährige Jens Knauff am Schlagzeug und der 17jährige Bassist Garsten Meier.
Die vier Musiker spielten in den vergangenen Jahren schon in verschiedenen Nordenhamer Bands, unter anderem bei Advenger, Skylab, Äskulap und Billig.
Garsten und Jens werden nicht nur von Quo Vadis in Anspruch genommen, sondern noch von zwei weiteren Bands. Jens trommelt noch für Susi and the Wailers und Garsten zupft den Baß auch bei Solar Music.
Obwohl Quo Vadis erst seit einigen Monaten zusammenspielt, haben sie schon zahlreiche selbstgeschriebene Songs im Repertoire: „Wir haben Stoff für drei Langspielplatten, doch bisher haben wir noch keinen Plattenverlag gefunden, der unsere Songs veröffentlichen will", scherzt Ingo.
Nicht nur die meisten Texte, sondern auch die meisten Vorschläge für die Musik kommen von Andreas oder aber von Ingo. „Die Band setzt diese musikalischen EinfäUe dann in Stücke um" erläutert Ingo.
Zu den besten und auch witzigsten Songs von Quo Vadis zählt „Dreidimension". Der Text: „Ich guck dreidimensional^ das find ich ideal/ in den Fernsehkasten rein/ phänomenal./ Drei Dimensionen/ sind keine Illusionen/ schau es wird sich lohnen/ Dreidimension./Ich höre Quadrophonie/ So'n geilen Sound wie
noch nie/ Den hab ich in den Ohren/ Thats' fantasy,/ Elektrohydrostatisch/ das macht mich ganz f anatich/ Alles geht jetzt automatisch/ fantastisch."
Die Stimmung einer jungen Band, die der große Durchbruch bisher versagt geblieben ist, fängt der Song „Gute Nacht, du arme Welt" ein. Eine Textprobe: „Gute Nacht, du arme Welt/ wir sind die Rockband ohne Geld/ wir spielen, daß die Schwarte kracht/ obwohl sich niemand was draus macht."
Nicht nur bei Frauenrechtlerinnen wird Quo Vadis sicherlich mit dem Lied ,Peepshow-Lola" anecken, das die vorübergehende Schließung einiger Peep-shows in München und Frankfurt aufs Korn nimmt: „Seit Tagen ist die Peep-show zu/ Lola läßt mir keine Ruh/ Ich will sie wieder sehn/ Sie ist so schön./ Lola ist ein Klasseweib/ Die schönste Nutte weit und breit/ Aus der Peepshow „Pour l' amour"/ Zum Anschauen nur./ Die Peepshow wurde zugemacht/ Das hab ich mir doch gleich gedacht/ Jemand ohne Gefühl/ hat die Finger im Spiel."
Daß Quo Vadis nicht nur Sex und Gags auf der Textpalette hat, beweisen unter anderem die skurril-eigenartigen Songs „Ein Traum" und „Ein Brudermord", die Andreas nach Erzählungen von Franz Kafka geschrieben hat. Nachdenklich soll auch der Song „Sinn des Lebens" stimmen: Ein Textauszug: „Hastende Menschen durch Stadt und durch Land/ sehe ich tagaus und tagein/ Es treibt sie ein unermüdlicher Drang,/ immer der Erste zu sein./ Ihr Ziel ist Erfolg und ihr Weg ist Gewalt,/ das ist der einzige Sinn/ Der Wille, es zu tun, der gibt ihnen Halt/ und so leben sie ihr Leben dahin./ Doch es gibi Werte, die höher sind/ Wann begreift Ihr die Wichtigkeit unseres Lebens?/ Der Erfolg ist nicht alles, was zählt auf der Welt,/ er ist nicht des Lebens Sinn./ Du brauchst auch einen, der zu Dir hält, erst dann siehst Du den Sinn darin" meint Quo Vadis und gibt damit eine Antwort darauf, wohin der Weg nicht führen sollte. hei