Jürgen
Lange
(Akkordarbeiter und Soundteppichleger)
(Kwalm 72-75, Roisin Dubh 77-84, Alloy 84-86, Lehrerband 89-92, Erste Allgemeine
Lehrerband 92-95, Seniors´Wailing
ab 2001)
Ein Anfänger Der Gitarre Habe Eifer
Gitarre
zu lernen, war Anfang der 70er Jahre keine leichte Sache. Peter Bursch ließ
noch fast ein Jahrzehnt auf sich warten. Stattdessen gab es Friedrich Stoppas
"1200 Griffe für die Schlaggitarre" und ein Gitarrenlehrheft,
das zur Hälfte von der Bedeutung eines Fußbänkchens für
das korrekte Gitarrenspiel handelte. Zusammen mit meinem musikalischen Mitstreiter
Michael Myska ging es zu einem Tanzmusiker aus seiner Verwandtschaft. Zwischen
all dem brechenden Marmor, Stein und Eisen gab es auch ein wenig Creedence Clearwater
Revival, was schon eher auf meiner Wellenlänge lag (und liegt). Parallel
dazu gab es einige Monate privaten Klavier- und Gesangs(!!)-unterricht und zum
Schluß konnte ich das Stück "Die kleine Lokomotive" und
wußte, daß über dem Schlüsselloch das C liegt. Als 14-jähriger
angehender Rockmusikant sah ich das Klavier als ziemlich nutzlos und spießig
an. Es war allenfalls ein notwendiges Übel auf dem Weg zur Orgel oder besser
noch Synthesizer.
Damals war ich ganz und gar dem Blues verpflichtet, was mir bei Kwalm öfter
Mecker durch Schlagzeuger Letto Spöring einbrachte. Irgendwie gelang es
mir immer, auch In-a-gadda-da-vida mit einem ausgesprochenen Blues-Triolen-Feeling
zu spielen.
Geh
Du Alter Esel
Auf
dem Weg zum Klavierunterricht fand ich im Sperrmüll eine Mandoline, die
sich allerdings noch mit einer Flachzange stimmen ließ. Irgendwann kam
ein gebrauchtes 5-String-Banjo hinzu und 1977 kaufte ich in Polen schließlich
eine Geige. Jemand sagte mir damals, daß jeder Mandolinenspieler auch
Geige spielen könne, schließlich seien die Dinger ja gleich gestimmt.
Das klang irgendwie logisch und so fidelte ich meine Folktunes auf meinem frisch
erworbenen Instrument. Damals wurde ich Mitglied in der Folk-Band Roisin Dubh.
Ab 1979 ging es zum Oldenburger Jazz-Workshop. Da faselten alle was von "II-V-I-Verbindungen",
eine Band hieß plötzlich "Combo" - und man spielte Gitarre
im Sitzen. Erstmals sollte ich ein Solo spielen und ich zog mich bei Duke Ellingtons
"C-Jam Blues" mit einer abgespeckten Version des Solos aus "Rock
around the clock" aus der Affaire.
1985 lernte ich das Musik-Business von einer anderen Seite kennen: als Plakatekleber und als "stage hand", denn von 1985 bis 87 war Zivildienst in der Jahnhalle angesagt. Ich erfuhr, wie schweineschwer eine Hammond B3 ist, hatte aber auch Gelegenheit, bei Folk- und Jazzbands das Mischpult zu übernehmen.
1989 begann ich
auf meine alten Tage mit einem neuen Instrument: Kirchenorgel bei Georg Popp.
Mit der "kleinen Lokomotive" und dem Choral "Unser Heiland, der
den Tod überwand" im Repertoire wurde ich im Herbst 1989 Keyboarder
bei der Lehrerband. Da war ich dann für den "Sound-Teppich" zuständig.
Nach dem Splitt der Gruppe 1992 machte ich bis 1995 weiter bei der Ersten Allgemeinen
Lehrerband. Nachdem
mir mein Bruder Dirk einige Keyboard-Parts bei EAL abnahm, spielte ich dort
auch ein wenig Gitarre.
Löterei
Mehr noch als von der eigentlichen Musiziererei war ich stets von dem technischen
Drumherum fasziniert. Endstufen, Boxen und Mischpulte baute ich bereits in den
Anfangsjahren. Ab 1977 befasste ich mich mit der Konstruktion eines modularen
Synthesizers. Die
Probleme waren die gleichen wie ein Jahrzehnt zuvor bei den Moogs: mangelnde
Stimmstabilität und fehlende Reproduzierbarkeit der Sounds. In Bands wurde
das Ding auch nie eingesetzt. Damals machte ich Folkmusik und da wurde bereits
der Einsatz eines Mikrofons fast als Sakrileg empfunden. In den frühen
80er Jahren baute ich zusammen mit Thomas Deharde (Roisin Dubh) Gitarrenverstärker
auf Bestellung und konstruierte mit ihm eine PA. Er baute ein riesiges Bass-Falthorn
und ich beschäftigte mich mit aktiven Frequenzweichen und mit dem Mittel-
und Hochtonbereich. Ab Mitte der 80er Jahre begann ich mich mit MIDI sowohl
auf der Software- als auch auf der Hardwareseite zu interessieren. Soundeditoren
auf Atari-Basis für meine DX-100, für das Kawai K1 und das MT-32 waren
das Ergebnis. Um für meinen Kirchenorgelunterricht üben zu können,
midifizierte ich ein altes Kirchenorgel-Vollpedal.
Auch in meiner Zivi-Zeit war viel Basteln angesagt. So legte mir einmal der
Gitarrist von Alphonse Mouzon einen Stapel Bretter mit einem Lautsprecher mit
der Bitte hin, ihm doch bis zum abendlichen Konzert eine Box zu bauen. Ein besonderes
Erlebnis waren auch die Ethno-Krautrocker von Embryo, die mit einem Trümmerhaufen
von PA ankamen. Da habe ich noch gelötet, als das Publikum bereits im Saal
war.
Seit den 90er Jahren befasse ich mich mit Microcontrollern. Zu den Ergebnissen
gehört unter anderem ein Sound-Umschalter auf Midi-Basis, der den Umgang
mit Expandern auf der Bühne etwas erleichtern sollte. Seit 1996 bastle
ich an meinem Übungsraum und kleinem Recording-Studio. Hier mucke ich freizeitmäßig
mit meinem Bruder Dirk, Volker Jänicke (Euphrat, Nordwind) und gelegentlich
Peter Helmes (ebenfalls ex-Nordwind) zusammen. Recording ist nun mein Schwerpunktinteresse.
So entstanden hier Aufnahmen mit der Folkband Uisge Beatha.
Anfang 2001 habe ich alles konsequent auf Computer umgerüstet. Basis ist
eine externe Hoontech-DSP-2000-Karte (acht Kanäle rein, acht Kanäle
raus, 24 Bit, 96 kHz). Und da ich in meinem Leben genug Band-Trucks ausgeladen
und mich mit Monsterboxen, Amps, Racks und Lichttraversen abgeeselt habe, habe
ich ein Faible für den ganzen Hightech-Schnickschnack wie virtuelle Gitarrenamps,
Synthies, Orgeln und Effekt-Plugins entwickelt.
Mein besonderes Interesse gilt auch dem Restaurieren alter Aufnahmen und dem
Mastern. So habe ich eigene Aufnahmen vom Jazz-Workshop sowie von Roisin Dubh
und besonders von Alloy wieder aufpoliert. Auch ein Konzert mit Martha &
Bea (spanische u. lateinamerikanische Folklore) im Jugendzentrum Ende der 70er
ist jetzt auf CD verfügbar. An Euphrat-, Nordwind-, Negativ- und Just us-Sachen
habe ich ebenfalls bereits herumgeschraubt.
Back to the
roots
In den
letzten Jahren habe ich den Blues für mich wiederentdeckt. Dieses Interesse
mündete in die Freizeit-Combo Seniors´ Wailing, die sich auch an
dem Sampler Sound-of-the-Scene 2003 beteiligte.