Thomas "Daf" Deharde

1982Naja, eine E-Gitarre musste es schon sein. Nichts anderes, und es standen ca. 200 Märker zur Verfügung. Das war so anno 71/72. Und wie es dann so war, ging man als 14-jähriger gemeinsam mit den Eltern zu Radio Walther, um sich das heiß ersehnte Instrument zu kaufen.
Tja, und die Auswahl war leider nicht groß, aus dem Angebot blieb nur eine Gitarre übrig, ein einfaches Modell, aber - so weit ich mich erinnern kann - eine Hohner - also ein Markenname, der auch von den Eltern akzeptiert wurde -, weiß, mit einem Pickup und einem Lautstärke und Tonregler. Da konnte ich noch so sehnsüchtig auf die anderen Gitarren schauen - je mehr Regler und Schalter - um so eindrucksvoller und besser - es half nichts, und ich hatte meine erste E-Gitarre. Dazu noch eine Tasche und ein von Radio Walther extra teuer angefertigtes Kabel: Klinke auf der einen und 3-Pol Din auf der anderen Seite. Din-Stecker war wichtig, da das Küchenradio als Verstärker herhalten musste. Verzerrte bombastisch, ein irrer Sound, mit dem man schon auf die Nerven gehen konnte.
Und dann sollte es ja mit Gitarrenunterricht losgehen. War nicht so einfach in Phiesewarden, ging eben nur in Nordenham. Und da traf ich zum ersten Mal Jürgen Lange, der mir die ersten Griffe beibrachte: E-moll und D-Dur (jawoll, Lady in Black), an denen ich mir zunächst die Hände brach. Aber Michael Myska, den ich bei meiner ersten Stunde traf, meinte tröstend, das wird schon. Und so quälte man sich dann durch die ersten Akkordfolgen und Blues-Läufe. Mit der Zeit reichte das Küchenradio auch nicht mehr, und ich erwarb den ersten Verstärker mit Box - auch von Jürgen Lange. Selbstgebaut natürlich, wenigsten wohl die Box, den Verstärker (ein echte Röhre 2 x EL84 mit Vibrato-Effekt !) hatte wohl sein Vater gebastelt. Drehknöpfe wurden auf Wunsch auch auf die Potis gesteckt. (War ja nicht so unwichtig, zu den Zeiten konnte es für Gitarristen überlebenswichtig sein, immer einen Polprüfer in der Tasche zu haben; manche meiner später selbstgebastelten Röhrenverstärker waren mangels Trenntrafo direkt am Netz angeschlossen, und gut isolierte Potis und Plastik-Buchsen waren eine echte Lebensversicherung, auch wenn man per Spannungsprüfer erstmal den Netzstecker richtig herum reinsteckte.)
Der Verstärker war - im Nachhinein betrachtet - echt spitze, die Box weniger. Weich aufgehängter 10-Zöller in dick gestopfter Riesenbox. Aber dröhnte gut, und das war ja wichtig.
Ob die Akkorde aber schließlich zu schwer oder die Entfernung nach Nordenham zu groß war (jedenfalls für öffentliche Verkehrsmittel), weiß ich nicht, jedenfalls ließ die Begeisterung für die Gitarre nach einem Jahr sehr nach. Und da stand sie dann, bis wir in Phiesewarden neue Nachbarschaft bekamen, und zwar aus der Tschecheslowakei. Und Donald Spalenka spielte E-Gitarre und wurde für lange Zeit mein Gitarrenlehrer (auch Fete Eilers ging für kurze Zeit mal durch seine Schule). Donald Spalenka war ein Shadows Fan und so wurden die Shadows rauf und runter gespielt mit richtigen Auftritten bei verschiedenen Veranstaltungen in der Umgebung.
Tja, und irgendwie gab das wohl den Kick, ich übte richtig und wurde ein leidlicher Gitarrespieler, der dann selber Unterricht gab, und zusammen mit Knut Manke dann als Gitarrenlehrer in der frisch gegründeten Musikschule Nordenham Unterricht gaben. Ende der 70ger begann dann auch die Folkzeit. Anlässlich eine irischen Abends brachte Paul Hansen Jürgen Lange, Heinz-Jürgen Miek und mich zusammen. (Jürgen Lange traf ich da zum wiederholten Male, in der Zwischenzeit hatten wir auch einige Foto- und Bierbrau-Aktionen im damaligen Jugendzentrum hinter uns gebracht) Und so entstand Roisin Dubh. Ich begann dann noch ein wenig Banjo zu spielen, und eine Tin Whistle gehörte zeitweilig auch zum Repertoire.
In der Zwischenzeit hatte sich dann auch mein Instrumentarium erweitert und verbessert. Die E-Gitarre wurde durch eine recht gute halb-akustische E-Gitarre aus der Tschechei ausgetauscht (die ich immer noch besitze), und meine Konzert-, äh, Wandergitarre von Neckermann (oder war es Quelle ??) wurde an die Wand gehängt und auf einem Tipp Michael Myskas hin durch eine Ovation Balladere ersetzt. Eine Wahl, die ich bis heute nicht bereut habe (auch wenn dieses Modell noch keinen Pickup hatte).
Tja, und dann begann das Studium in Oldenburg, die Aktivitäten in Nordenham nahmen ab, und die musikalischen in Oldenburg auch nicht zu. Und irgenwie, so ca 1985, habe ich dann die Gitarre praktisch über Nacht nicht mehr angefasst, fast 15 Jahr lang nicht mehr. Hin und wieder mal sporadisch geklampft, aber mehr konnte man das dann auch nicht nennen.
Juli 2001Aber wie das Schicksal so spielt. Bei einem Weihnachtsessen stellte sich heraus, das sich in unser Firma ein Sänger/Keyboarder/Bassist, ein Keyboarder und ein Schlagzeuger befanden. Und so ging es wieder los, mit etwas bescheideneren Ansprüchen (nicht mehr unbedingt nur selbstkomponierte Halbstünder spielen zu wollen), aber mit viel Spaß bei der Sache.
Spaß macht dabei nun auch die Technik, die kein Vergleich mehr mit dem darstellt, was man vor 20 Jahren bekam oder sich leisten konnte. Röhrensimulation und wirklich gute E-Gitarren gibt es vielleicht nicht zu Ramschpreisen, aber wenn ich mir anschaue, was ich mit meiner Mini-Ausrüstung zur Zeit machen kann (ein Strato-Nachbau und ein kleiner Behringer V-Amp Verstärker mit Jensen-Speaker), dann tränen mir die Augen, wenn ich an die 70/80ger Jahre mit den teuer selbstgebauten Verstärkern und Boxen denke, aus denen man nie den Sound rausholte, den man von den Platten her kannte.
Und so stellen die zwei Fotos in der Tat zwei Eckpunkte da. Die Hochzeit meines musikalischen Schaffens, und mein musikalisches Schaffen bei meiner Hochzeit. (In der Zwischenzeit ging leider die Firma insolvent, es folgte ein Umzug nach Fürstenwalde, und so bin ich wieder auf der Suche nach Leute, mit denen ich Musik machen kann. Bis dahin wird aber ein wenig häufiger geübt, so dass ein Einstieg nicht mehr so schwer fällt.)