Thomas "Daf" Deharde
Naja,
eine E-Gitarre musste es schon sein. Nichts anderes, und es standen ca. 200
Märker zur Verfügung. Das war so anno 71/72. Und wie es dann so war,
ging man als 14-jähriger gemeinsam mit den Eltern zu Radio Walther, um
sich das heiß ersehnte Instrument zu kaufen.
Tja, und die Auswahl war leider nicht groß, aus dem Angebot blieb nur
eine Gitarre übrig, ein einfaches Modell, aber - so weit ich mich erinnern
kann - eine Hohner - also ein Markenname, der auch von den Eltern akzeptiert
wurde -, weiß, mit einem Pickup und einem Lautstärke und Tonregler.
Da konnte ich noch so sehnsüchtig auf die anderen Gitarren schauen - je
mehr Regler und Schalter - um so eindrucksvoller und besser - es half nichts,
und ich hatte meine erste E-Gitarre. Dazu noch eine Tasche und ein von Radio
Walther extra teuer angefertigtes Kabel: Klinke auf der einen und 3-Pol Din
auf der anderen Seite. Din-Stecker war wichtig, da das Küchenradio als
Verstärker herhalten musste. Verzerrte bombastisch, ein irrer Sound, mit
dem man schon auf die Nerven gehen konnte.
Und dann sollte es ja mit Gitarrenunterricht losgehen. War nicht so einfach
in Phiesewarden, ging eben nur in Nordenham. Und da traf ich zum ersten Mal
Jürgen Lange, der mir die ersten Griffe beibrachte: E-moll und D-Dur (jawoll,
Lady in Black), an denen ich mir zunächst die Hände brach. Aber Michael
Myska, den ich bei meiner ersten Stunde traf, meinte tröstend, das wird
schon. Und so quälte man sich dann durch die ersten Akkordfolgen und Blues-Läufe.
Mit der Zeit reichte das Küchenradio auch nicht mehr, und ich erwarb den
ersten Verstärker mit Box - auch von Jürgen Lange. Selbstgebaut natürlich,
wenigsten wohl die Box, den Verstärker (ein echte Röhre 2 x EL84 mit
Vibrato-Effekt !) hatte wohl sein Vater gebastelt. Drehknöpfe wurden auf
Wunsch auch auf die Potis gesteckt. (War ja nicht so unwichtig, zu den Zeiten
konnte es für Gitarristen überlebenswichtig sein, immer einen Polprüfer
in der Tasche zu haben; manche meiner später selbstgebastelten Röhrenverstärker
waren mangels Trenntrafo direkt am Netz angeschlossen, und gut isolierte Potis
und Plastik-Buchsen waren eine echte Lebensversicherung, auch wenn man per Spannungsprüfer
erstmal den Netzstecker richtig herum reinsteckte.)
Der Verstärker war - im Nachhinein betrachtet - echt spitze, die Box weniger.
Weich aufgehängter 10-Zöller in dick gestopfter Riesenbox. Aber dröhnte
gut, und das war ja wichtig.
Ob die Akkorde aber schließlich zu schwer oder die Entfernung nach Nordenham
zu groß war (jedenfalls für öffentliche Verkehrsmittel), weiß
ich nicht, jedenfalls ließ die Begeisterung für die Gitarre nach
einem Jahr sehr nach. Und da stand sie dann, bis wir in Phiesewarden neue Nachbarschaft
bekamen, und zwar aus der Tschecheslowakei. Und Donald Spalenka spielte E-Gitarre
und wurde für lange Zeit mein Gitarrenlehrer (auch Fete Eilers ging für
kurze Zeit mal durch seine Schule). Donald Spalenka war ein Shadows Fan und
so wurden die Shadows rauf und runter gespielt mit richtigen Auftritten bei
verschiedenen Veranstaltungen in der Umgebung.
Tja, und irgendwie gab das wohl den Kick, ich übte richtig und wurde ein
leidlicher Gitarrespieler, der dann selber Unterricht gab, und zusammen mit
Knut Manke dann als Gitarrenlehrer in der frisch gegründeten Musikschule
Nordenham Unterricht gaben. Ende der 70ger begann dann auch die Folkzeit. Anlässlich
eine irischen Abends brachte Paul Hansen Jürgen Lange, Heinz-Jürgen
Miek und mich zusammen. (Jürgen Lange traf ich da zum wiederholten Male,
in der Zwischenzeit hatten wir auch einige Foto- und Bierbrau-Aktionen im damaligen
Jugendzentrum hinter uns gebracht) Und so entstand Roisin Dubh. Ich begann dann
noch ein wenig Banjo zu spielen, und eine Tin Whistle gehörte zeitweilig
auch zum Repertoire.
In der Zwischenzeit hatte sich dann auch mein Instrumentarium erweitert und
verbessert. Die E-Gitarre wurde durch eine recht gute halb-akustische E-Gitarre
aus der Tschechei ausgetauscht (die ich immer noch besitze), und meine Konzert-,
äh, Wandergitarre von Neckermann (oder war es Quelle ??) wurde an die Wand
gehängt und auf einem Tipp Michael Myskas hin durch eine Ovation Balladere
ersetzt. Eine Wahl, die ich bis heute nicht bereut habe (auch wenn dieses Modell
noch keinen Pickup hatte).
Tja, und dann begann das Studium in Oldenburg, die Aktivitäten in Nordenham
nahmen ab, und die musikalischen in Oldenburg auch nicht zu. Und irgenwie, so
ca 1985, habe ich dann die Gitarre praktisch über Nacht nicht mehr angefasst,
fast 15 Jahr lang nicht mehr. Hin und wieder mal sporadisch geklampft, aber
mehr konnte man das dann auch nicht nennen.
Aber
wie das Schicksal so spielt. Bei einem Weihnachtsessen stellte sich heraus,
das sich in unser Firma ein Sänger/Keyboarder/Bassist, ein Keyboarder und
ein Schlagzeuger befanden. Und so ging es wieder los, mit etwas bescheideneren
Ansprüchen (nicht mehr unbedingt nur selbstkomponierte Halbstünder
spielen zu wollen), aber mit viel Spaß bei der Sache.
Spaß macht dabei nun auch die Technik, die kein Vergleich mehr mit dem
darstellt, was man vor 20 Jahren bekam oder sich leisten konnte. Röhrensimulation
und wirklich gute E-Gitarren gibt es vielleicht nicht zu Ramschpreisen, aber
wenn ich mir anschaue, was ich mit meiner Mini-Ausrüstung zur Zeit machen
kann (ein Strato-Nachbau und ein kleiner Behringer V-Amp Verstärker mit
Jensen-Speaker), dann tränen mir die Augen, wenn ich an die 70/80ger Jahre
mit den teuer selbstgebauten Verstärkern und Boxen denke, aus denen man
nie den Sound rausholte, den man von den Platten her kannte.
Und so stellen die zwei Fotos in der Tat zwei Eckpunkte da. Die Hochzeit meines
musikalischen Schaffens, und mein musikalisches Schaffen bei meiner Hochzeit.
(In der Zwischenzeit ging leider die Firma insolvent, es folgte ein Umzug nach
Fürstenwalde, und so bin ich wieder auf der Suche nach Leute, mit denen
ich Musik machen kann. Bis dahin wird aber ein wenig häufiger geübt,
so dass ein Einstieg nicht mehr so schwer fällt.)