The Bottles (63-64)
Die Formation
dürfte wohl die erste Beat-Band in Nordenham gewesen sein. Skiffle wurde
schon vorher gemacht, auch durch Delf Jacobs, der die Bottles gründete.
Vorher war er eine Zeit lang bei der River Muskrat Skiffle Group aktiv. Von
einer Englandreise brachte er die ersten Beatles-Platten mit und beschloss,
etwas ähnliches aufzuziehen. Die Bottles waren eine reine Schülerband
des Gymnasiums Nordenham. Mit von der Partie war Horst Bultmann (erblich vorbelastet
durch seinen Vater von der unvergesslichen Kapelle Bultmann). Der Schlagzeuger
war später noch bei den Macbeats und den frühen Just us dabei. Zu
den Bottles gehörten weiterhin die beiden Gitarristen Ernst Petersen und
Mecki Schulze. Bei einem der damals beliebten Jekami-Wettbewerben in Bremerhaven
haute Delf Jacobs Stephan Remmler an, der damals bereits eine bekannte Größe
an der Unterweser war. Nach anfänglichem Zögern wurde dieser ebenfalls
Bottle, die Formation nannte sich dann aber bald in Macbeats um.
Tanz mit den bottles"
GA NORDENHAM. Wieder waren es rund 300 Jugendliche, die die Strandhalle bei
einem Jugendtanzabend füllten. Die Band des Abends: the bottles",
eine Nordenhamer Gruppe, die sich zum ersten Male der Oeffentlichkeit vorstellte.
Die Jungen machten Ihre Sache recht nett, wenn manches auch noch unfertlg erschien.
Die Gitarrenband the bottles" besteht ausnahmslos aus Schülern
des Gymnasiums, die sich erst vor fünf Monaten zusammenfanden und ihre
Band gründeten. Um genügende Bühnenreife und musikalische Vollkommenheit
zu erlangen, war die Zeit natürlich erheblich zu kurz. So sind im Spiel
der .Obersekundaner" noch etliche Unsauberheiten zu finden, die jedoch
eben nur auf die fehlende Routine zurückzuführen sind. Begeisterung
in das Publikum zu tragen, das verstehen sie allerdings schon jetzt.
Nicht das rechte Publikum dagegen fanden ein paar junge Skiffler, die in einer
Einlage spielten. Das lag jedoch weniger an den "original gin-yug diamonds
wash board stompers", die guten, konventionellen Skiffle machten, sondern
an den Zuhörern, die den "Sprung" von Twist, Slop und Hully-Gully
zur echten, überlieferten Volksmusik nicht schafften.
Beatles" standen für Bottles"
Pate
Impressionen von einem Schwitzbad" in der Strandhalle
Nordenham. Eine wahre Inflation In Kapellen Verzeihung: Bands
sucht seit wenigen Monaten die Stadt Nordenham und ihre nördlichen Randgebiete
heim. Sie kommen aus Hamburg und Bremen, Hannover und Wilhelms-haven. mit und
ohne Heulbojen im Gefolge, ziehen ihre Schau ab, kassieren und werden selten
noch gesehen. Das ließ vier Gymnasiasten nicht ruhen, und in aller Stille
mauserten sich die Flaschen nein, wir sind ja in Deutschland, darum the
Bottles" zu einer Band, die sich sehen und hören lassen kann,
Sie und ihr jugendliches Publikum in der Strandhalle hatten viel Spaß
an der Freud, auch wenn der Jugendball mehr einem Schwitzbad als einem Tanzvergnügen
glich.
Die gröhlenden Pilzköppe aus England haben für die Nordenhamer
Bottles Pate gestanden. Nicht nur für den Namen! Man sieht es daran, daß
zwei von ihnen der Versuch gelungen ist, die kleidsame Haartracht zu kopieren.
Und auch in bezug auf die Werbung haben die Gymnasiasten das richtige .Gespür"
bewiesen. Schon am Vormittag zeigten sie sich auf dem Schulhof im Dienstanzug
mit den bottles" auf dem Rücken. Sowas spricht sich herum und
ist sicher wirksamer als eine noch so emsige Plakatwerbung. Ganz zu schweigen
von der Starthilfe, von der Lokalpresse erbeten und wegen der Gemeinnützigkeit"
des Unternehmens gern gegeben!
*
A propos Gemeinnützigkeit! Es gehört ein ganzer Stab zum Team.
Da ist das kaufmännische Personal, das am Eingang kassiert, da sind die
Techniker mit ihren Sorgen um Kabel, Klemmen und Verstärker und da sind
die übrigen "Manager", die es alle gut meinen mit ihren Ratschlägen
und Hinweisen. Und da haben wir auch noch ein paar Zaungaste, von denen einer
an das Hinterfenster klopfte und seinen Klassenkameraden auf dem Podium zu überzeugen
versuchte. Mit wenig Erfolg: Du willst ja bloß umsonst rein,"
winkte der ab. Mit dem Sprung durch's Fenster wurde es nichts.
Und dann ging es wieder los. Die Strandhalle dröhnt, bei 25 Grad im Schatten
fließt der Schweiß, das Parkett zittert und das Bier schwappt im
Takt in den Gläsern. Die vier da oben vollbringen sportliche Höchstleistungen,
allen voran der bienenfleißige Schlagzeuger und die übrigen Kollegen
tun es ihm mit rhytmischem Kniewippen gleich. Hä, Hully-Gully
trapp-trapp-trapp und nochmal Hä, Hully-Gully trapp-trapp-trapp."
Auch wenn hin und wieder das Gegenteil behauptet wird die Grundfesten der Strandhalle
müssen noch recht stabil sein!
*
Und das Publikum? Es springt und hüpft und wackelt und schlurft und
schwitzt und schwitzt. Und keiner ist über 25. Einige haben sogar ihre
Eltern dabei. .Hab' mich richtig gewundert," staunt der Vater. "Ich
sitz' da mit meiner Tochter und da kommt doch ein junger Mensch und fragt mich
wirklich: Erlauben Sie? Die Jugend ist ja gar nicht so..."
Ob er's selbst ' nicht mal mit seiner Tochter aufnehmen" wolle?
Um Gottes Willen, lieber nicht!"
*
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Da räkeln sich vier Jünglinge
vor der Theke. Sie haben sich offensichtlich schon kräftig einen zur Brust
genommen. Und noch 'n paar halbe Liter und eine Runde Kurze! Häh,
Scheff, häh Scheff, wie spät is 'n das genau?" Und keine Spur
von einem Dankeschön" für die Auskunft. Denn da sind noch
die kleinen Scherze ganz unter sich: Brennende Zigarettenkippen, ins halb volle
Glas. Einfach zum Totlachen! Aber wie gesagt: Das sind Ausnahmen.
Strandhallenwirt Theo Joost bestätigt es: Die Jugend ist in Ordnung.
Kuck mal nun, sitzen die nicht alle ganz ordentlich an ihren Tischen?"
Zweifellos hat der Hausherr recht. Sonst würde er auch nicht immer wieder
sein Lokal für die Jugend hergeben. Und von der Musik, wie sie die Jugend
mag, versteht er auch was. Die Jungens sind gut; wir brauchen keine Fremden!"
Was den Bottles Mut für die Zukunft geben sollte!
Fritz Frerichs