KZW, 4.7.66
Heißer Beat beim "Schwitzbad 66"
"Freiheit, die ich meine" - ÖTV-Jugend gibt ein Beispiel
Nordenham. "Dance
66" hatte der Veranstalter, die ÖTV-Jugend Nordenham, die Beatveranstaltung
am Wochenende in der Friedeburg getauft. Besser hätte der Abend die Bezeichnung
"Schwitzbad 66" verdient, denn den harten Beat-Rhythmen kam auch der
Schweiß. Die 3 Bands, "The Blackbeats", "Just us"
und "Only we" machten dem Ruf, der ihnen vorausging, alle Ehre. Sie
heizten den rund 500 begeisterten Jüngern - im wahrsten Sinne des Wortes
- kräftig ein. Mit allen erdenklichen "Fortbewegungen" und sogar
zu Fuß waren die Fans schon Stunden vor Beginn der heißen "Beatschlacht"
in unsere Stadt gezogen. Jeder wollte der erste sein, und das war richtig so.
Denn schon kurz nach Beginn der "Super-Beat-Schau" sah man sich im
Saal einem heillosen Durcheinander gegenüber. Im Takt der harten Songs
wogten ungezählte Jugendliche auf der Tanzfläche hin und her, andere
drängten sich an der Kasse und begehrten Einlaß ("Geht es denn
nicht schneller, wir kommen sonst zu spät?") und wieder andere besorgten
sich aus dem "Schlauch" des Hotels Stühle und Tische, um sich
ganz ungezwungen im Foyer des Theaters häuslich niederzulassen.
An Gags war die Veranstaltung keinesfalls arm. Auf der Bühne versuchten
sich die drei Beat-Bands gegenseitig den Rang abzulaufen, auf der Tanzfläche
sah man die tollsten Tanz-Zweikämpfe und die Mode - ohne zünftige
Kleidung macht auch der härteste Beat keinen Spaß - schlug die tollsten
Blüten. Jungen in geblümten Slophosen, Mädchen in super-kurzen
Mini-Röckchen, das waren wohl die abenteuerlichsten Aufzüge, die man
in der "Friedeburg" zu sehen bekam. Aber trotz allem, ein Kompliment
muß man den Jugendlichen machen: Sie hielten sich - außer natürlich
auf der Tanzfläche - im Rahmen. Und das ist gut. Begeisterung artet allzu
oft aus. In England und Amerika gehören Ohnmachtsanfälle zum Schaugeschäft,
bei uns scheinbar noch nicht. Man war begeistert, man klatschte nach jedem Song,
aber pfiff und johlte nicht. Denn das gehört nicht unbedingt dazu. Man
kann auch so über die leidenschaftliche Musik der jungen Leute auf der
Bühne freuen. Beat und Begeisterung gehören zusammen, aber - wie gesagt
- beides muß in Grenzen bleiben. Und das war das erfreuliche Fazit, das
nach "Dance 66" von den Veranstaltern gezogen wurde.
dk