kzw,1.5.03

Rockende Pauker feiern Geburtstag
Die Lehrerband besteht seit 30 Jahren
Schlaghosen, lange Haare, Sauerkrautbärte. Die Fotos sind längst farbstichig geworden. Alfred Ferenz schaut sie sich dennoch gerne an. Die Bilder dokumentieren die Geschichte einer Nordenhamer Institution, die auch seine Geschichte ist. Die Lehrerband besteht seit 30 Jahren. Mit einem großen Konzert soll der Geburtstag gefeiert werden.
Alfred Ferenz ist der Bassist der Lehrerband, und er ist der einzige, der von der Originalbesetzung, die sich im Jahr 1973 formierte, noch übrig geblieben ist. Neue Mitglieder stießen zur Gruppe und verließen sie wieder. Das liegt in der Natur der Sache, wenn eine Band so lange besteht. Zugleich bewahrt es sie davor, auf der Stelle zu treten. Alfred Ferenz schätzt, dass es wohl zwischen 40 und 50 Musiker gewesen sein müssen, die irgendwann einmal ein Gastspiel bei der Lehrerband gaben. Der Bassist selbst ist in diesem Kommen und Gehen die Konstante, die es in jeder Rechnung geben muss, wenn sie aufgehen soll.
Die Geschichte der Lehrerband beginnt bereits vor dem Jahr 1973, zumindest wenn man sie anhand der Biografie von Alfred Ferenz erzählen will. Der war Organist bei den Floridas, die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre zu den beliebtesten Gruppen in Nordenham gehörten. Die Floridas waren die Hausband von Willy Gallasch, begleiteten in dessen Saal in Blexen Größen wie Billy Mo, Howard Carpendale und das Medium Terzett und absolvierte bis zu vier Auftritte in der Woche.
Alfred Ferenz finanzierte mit der Musik sein Pädagogikstudium in Oldenburg, musste ihr allerdings ade sagen, als er das Studium 1973 abschloss und in den Schuldienst eintrat. „Job und Musik, das war nicht unter einen Hut zu bringen“, blickt Alfred Ferenz zurück. Ganz ohne ging es dann aber irgendwie doch nicht. Zudem ergab es sich, dass andere befreundete Musiker ebenfalls Lehrer wurden, man gewissermaßen in zweierlei Hinsicht im selben Boot saß.
Beat hinter Knastmauern
Alfred Ferenz begann, sich mit Drummer Helmut Reins im Keller zu treffen, um ein wenig zu jammen. Bald machte Gitarrist Harald Otto das Duo zum Trio. Und als kurze Zeit später auch noch Saxofonist Theo Sander zu der Truppe stieß, hatte die Geburtsstunde der Lehrerband geschlagen. Weil man für Beatmusik einen Bassisten brauchte, es aber keinen gab, wurde Alfred Ferenz kurzerhand dazu verdonnert, die Finger von der Orgel zu lassen und statt dessen Bass zu spielen.
Otto Sander verließ die Gruppe relativ bald wieder, für ihn kam Gotthold Schwerk dazu. Die erste Besetzung, mit der die Lehrerband sich auch außerhalb von Schulveranstaltungen einen Namen machte, war jetzt komplett.
Unzählige Auftritte und Konzerte folgten, so viele, dass Alfred Ferenz die tatsächliche Anzahl unmöglich schätzen kann. Einige jedoch sind ihm lebhaft in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel durfte die Lehrerband in den frühen 80er Jahren einige Male bei der Radio-Livesendung „Bremer Container“ spielen. „Beim ersten Auftritt waren wir vor Aufregung völlig ab vom Pad“, erinnert sich Alfred Ferenz.
Denkwürdig auch das Konzert in der Justizvollzugsanstalt. Hinter den Musikern fielen die vergitterten Türen ins Schloss. Und es soll ein ziemlich komisches Gefühl gewesen sein, zu wissen, dass sie sich nicht einfach so wieder öffnen würden. Die Stimmung jedoch war prächtig. „Die Leute konnten ja auch nicht weg, die mussten zuhören.“
Die Lehrerband spielte bei der Norwo, bei Rock-Nächten in der Friedeburg und Mitte der 80er Jahre auch beim allerersten Nordenhamer Stadtfest. Mittlerweile gehörten Musiker wie Gitarrist Peter Fritze, die Alfred Ferenz und seine Mitstreiter in der Musik-AG der Luisenhof-Schule selbst ausgebildet hatten, zur Besetzung – Nachwuchsförderung in eigener Sache, die die Lehrerband überdies zu einem generationsübergreifenden Unternehmen machte.
Heute ist aus der Lehrerband die Erste Allgemeine Lehrerband geworden. Und die wird am Sonnabend, 31. Mai, auch auf der Bühne der Jahnhalle stehen, um das 30-jährige Bestehen mit den Nordenhamern zu feiern. Doch damit nicht genug: Alfred Ferenz trommelt auch die allererste feste Besetzung der Lehrerband noch einmal zusammen. Alle anderen Ehemaligen sind ebenfalls eingeladen. Und es wäre doch gelacht, wenn sich von denen der eine oder andere nicht noch zu einer Session auf die Bühne gesellen würde – der guten alten Zeiten wegen. gl