aktualisiert am 21. November 2001

Blitzen mit Digital-Kameras

Zwar sind fast alle Digital-Kameras auf dem Markt mit einem eingebauten Blitz versehen, die Reichweite ist oft jedoch nur begrenzt. Ihre Leitzahl bewegt sich in der Regel im Bereich zwischen 9 und 12, bei einer maximalen Blendenöffnung von 2,8 wird im günstigen Fall eine Reichweite von etwa vier Metern erreicht. Gerade bei Zoom-Kameras im Telebereich beträgt die maximale Blendenöffnung 5,6 oder mehr, die Reichweite kann daher unter zwei Metern liegen.

Leitzahl = Blende x Entfernung

Angesichts der begrenzten Einsatzmöglichkeiten ist es absolut unverständlich, warum nur wenige Kameras den Anschluß externer Blitzgeräte verbunden mit einer manuellen Einstellungsmöglichkeit von Blende und Belichtungszeit erlauben.

Man könnte natürlich auf den Gedanken kommen, mit einem Servoblitzauslöser einen externen Blitz auszulösen, aber gerade die verbreiteten Olympus- und Canon-Kameras benutzen wohl für Meßzwecke einen Vorblitz und in einem gewissen Zeitabstand erfolgt dann der Hauptblitz (bei meiner Olympus beträgt der Abstand 88 ms, wie man leicht mit einer Fotodiode BPW 34 am Line-Eingang einer Computersoundkarte feststellen kann. Die Auswertung erfolgt mit einem einfachen Wav-Editor, die Blitze werden hier als Peaks sichtbar) .

Bei diesen Kameras wird der externe Blitz mit dem Meßblitz getriggert, bei der eigentlichen Aufnahme ist bereits alles passiert. In diesen Fällen bieten sich jedoch einige Lösungen an:

 

Fein raus sind beispielsweise Fujifilm-Besitzer. Meine MX-600 arbeitet hervorragend mit einem Servoblitzauslöser zusammen. Sie hat sogar einen eigenen Modus für diesen Fall. Hier wird eine feste Blende von 7,6 und eine Belichtungszeit von 1/90 sec gewählt. Um mir auch in größeren Räumlichkeiten die Möglichkeit von indirektem Blitzen zu wahren, wähle ich in der Regel eine andere Vorgehensweise. Im ganz normalen Blitzmodus verdecke ich den internen Blitz mit dem Servoblitzauslöser, die Lichtführung liegt vollständig beim externen Blitzgerät. Häßliche Kreuzschatten werden so vermieden. Durch diese Verfahrensweise ist immer die größtmögliche Blendenöffnung gegeben. Die entsprechende Blende muß natürlich am externen Blitz eingestellt werden.

Für diese Anwendung habe ich mir eine simple Schaltung ausgedacht, die lediglich aus einer Fotodiode BPW 34 und einem Kleinthyristor BRX 49 besteht. Aufgebaut habe ich die Schaltung auf eine Lochrasterplatine und diese so groß gewählt, daß sie den internen Blitz vollständig verdeckt. Der Selbstbau lohnt sich meines Erachtens nur, wenn ein externes Blitzgerät mit einer gängigen Steckverbindung für das Synchronkabel vorliegt. Ein Blitzgerät, das ich bei Westfalia (Leitzahl ab 24, Zoomreflektor, 69 DM) gekauft habe, verfügt beispielsweise über eine einfache Buchse für einen Klinkenstecker 2,5 mm. Bezugsquelle für die elektronischen Bauteile ist unter anderem Reichelt. Fertige Servoblitzauslöser gibt es ab 34,95 DM zum Beispiel beim Brenner Foto-Versand.

Die Möglichkeit, einen externen Blitz anzuschließen, wertet die Praxistauglichkeit einer Digital-Kamera enorm auf.

Interne Blitze

Durch indirektes Blitzen gegen eine weiße Zimmerdecke oder -wand, Styroporplatte oder Reflexschirm lassen sich ausgewogen beleuchtete Aufnahmen herstellen. Voraussetzung sind dabei genügend leistungsstarke Blitzgeräte (so etwa ab LZ 30).

Vorsicht!! Mit dem Aufkommen von Zoomreflektoren sind auch namhafte Hersteller leider dazu übergegangen, die Leitzahl für den Telebereich in den Vordergrund zu rücken. Eine gesunde Skepsis ist bei Mini-Blitzerchen mit Monster-Leitzahlen stets angebracht. Es ist keine dumme Idee, Blitzgeräte nach der Reflektorgröße einzukaufen (in dem Zusammenhang: mein Braun-Blitz aus den frühen 60er-Jahren mit einem Reflektor wie ein halbierter Fußball und einer Leitzahl von 52 macht immer noch die schönsten direkt geblitzten Aufnahmen!).

Je größer die Leuchtfläche, umso ausgewogener ist die Beleuchtung. Eine Faustregel besagt, daß gutes Portraitlicht eine Leuchtfläche mit einem Durchmesser von mindestens einem Fünftel der Distanz zum Motiv haben sollte.


Geblitzt gegen eine helle Wand in ca. 3 Meter Abstand (Fujifilm MX-600, Servoblitzauslöser, Braun 400 M logic, Reflektor Weitwinkel)

Indirekt geblitzt gegen eine Holzdecke. Der resultierende Farbstich wurde mit der Auto-Tonwertkorrektur von Photoshop ausgefiltert. (Fujifilm MX-600, Servoblitzauslöser, Braun 400 M logic, Reflektor Weitwinkel)