aktualisiert: 25.8.2000
Analog oder digital?
Für viele Aufnahmebereiche haben sich in meiner beruflichen und privaten Fotopraxis digitale Kameras bewährt. Dennoch gibt es einige Aufnahmesituationen, bei denen ich (noch) zu einer herkömmlichen Spiegelreflex-Kamera greife.
Auslöseverzögerung
Oft vergehen zwischen dem Auslösen und der eigentlichen Aufnahme mehrere Zehntel Sekunden. Viele Tier- und Sportaufnahmen sowie Schnappschüsse lassen sich so kaum vernünftig machen. Unter den mir bekannten Kameras kam lediglich bei der Nikon D1 (Verzögerung 50 ms) so etwas wie ein "Analog-Feeling" auf.
Bei dem folgenden Beispielen konnte ich nur erahnen, wann meine "Modelle" am Ende der Wasserrutsche ankamen.
Mit einer Spiegelreflexkamera ohne Autofokus war die Aufnahme kein großes Problem. | Hier wurde spaßeshalber die Fuji MX-600 eingesetzt und ausgelöst, als das Mädchen gerade am Ende der Wasserrutsche auftauchte. |
Extreme Brennweiten
Unter sehr engen
räumlichen Verhältnissen und bei besonderer Bildgestaltung sind manchmal
sehr kurze Brennweiten nötig. Hier hat der digitale Sektor kaum
etwas zu bieten. Selbst die Nikon D1 hat durch den Brennweitenfaktor von 1,5
in der Kombination mit einem 17- bis 35-mm Objektiv minimal 25,5 mm (entsprechend
KB).
Bei langen Brennweiten ist die Situation etwas rosiger. Es gibt Kameras
mit bis zu 400 mm Brennweite und gerade bei der D 1 wird bei Sportfotografen
die Brennweitenverlängerung durchaus geschätzt. Bei der Mehrzahl der
Kameras endet die Brennweitenskala allerdings bei etwa 110 mm.
Reisefotografie
Bei umfangreichen Fotoaufträgen
und auf der Reise ergibt sich oft ein Speicherproblem. Einige Kameras
lassen sich mit einer (kostspieligen) Mini-Festplatte ausrüsten.
Oft wird vorgeschlagen, ein Notebook zur Auslagerung der Bilddateien
mitzuführen. Vereinzelt bieten Dienstleister das Herunterladen der Bilddateien
und das anschließende Brennen auf CDs an. Ob das jemals flächendeckend
wie normale Fotoarbeiten angeboten wird, vermag ich nicht zu sagen.
Etwas entschärfen kann man das Problem durch geschickte Wahl der Kompression.
In jedem Falle sollte man auf eine kamerainterne Interpolation verzichten, deren
Sinn mir bisher ohnehin entgangen ist.
Im Einzelfall kann man auf einen Computer mit CD-Brenner am Urlaubsort hoffen.
Dann ist es sinnvoll, sich Software zu besorgen, die das Herunterladen per seriellem
Kabel ohne großartige Installation ermöglicht. Der Autor von came
(siehe Linkliste) bietet auch eine sehr nützliche Freeware für Fuji-Kameras
an, die sich von einer Diskette aus starten läßt.
Für eine Reihe von Olympus-, Agfa- und Epson-Kameras gibt es das
kostenlose DOS-Programm photopc
, für das ich ein Windows-Frontend geschrieben habe.
Alles in allem kann ich keinen echten Vorteil von Digital-Kameras auf größeren
Reisen erkennen. Auch wegen der Brennweitenauswahl und der geringen Auslöseverzögerung
würde ich in diesem Fall nicht auf eine herkömmliche Ausrüstung
verzichten.
Papierabzüge
Digitalfotografie ist für mich erste Wahl, wenn ohnehin die Aufnahmen digitalisiert werden müssen (Fotos für den Druck, Internet, Verschicken per e-mail usw.), oder wenn für Dokumentationszwecke Laserdrucke ausreichen. Wenn dagegen in erster Linie ein hochwertiger Papierabzug angestrebt wird, halte ich die traditionelle Fotografie (noch) für die bessere Wahl. Bei Onlinebelichtern wartete ich bei meinen Versuchen bis zu zehn Tage auf meine Bilder, beim herkömmlichen Film habe ich die (besseren) Ergebnisse innerhalb einer Stunde. Ein Preisvorteil ergibt sich auch nicht.