Eine USA-Reise mit der Dimage 7
Im Juni und Juli 2002 habe ich mich erstmals getraut, eine längere Urlaubsreise (einen Monat USA) ganz ohne analoge Kameraausrüstung zu unternehmen. Vorab galt es einige Fragen zu klären.
1. Stromversorgung
Die Netzspannung in den USA beträgt lediglich 115 Volt. Ich habe daher mein altes Ansmann Powerline 6 reaktiviert, das über ein Schaltnetzteil verfügt und daher mit dieser Spannung klarkommt. Ein Adapter aus einem Reisesteckerset war erforderlich. Weiterhin hatte ich zwei Sanyo Twicell-Akkusätze (1700 und 1600 mAh) dabei, die abends im Motel, im Ferienhaus oder bei Freunden geladen wurden. Einen dritten Satz hatte ich mit, habe ihn aber nie benötigt.
2. Speicherkapazität
Die wohl schwierigere Frage. Sollte ich mir eine IBM Microdrive kaufen? Das
Notebook mitnehmen? Einen Image-Tank oder ähnliches zulegen? Oder lieber
in weitere Speicherkarten investieren?
Die Microdrives sind mir irgendwie suspekt. Ich verlasse mich ungern auf ein
einziges Speichermedium, das sicherlich auch empfindlicher als eine Speicherkarte
ist. Ein Image-Tank ist mir für den gebotenen Nutzwert einfach zu teuer.
Von der Ehefrau bekam ich ein Notebook-Verbot für den Urlaub. Stattdessen
kam eine Extra-Packung Windeln für die Tochter mit.
Bei einer früheren Reise durch den Südwesten der USA habe ich etwa
150 Dias mitgebracht, die es wert waren, vorgeführt zu werden. Das war
meine Kalkulationgrundlage und ich ging daher davon aus, mit zwei 128 MB-Karten
locker hinzukommen. Schließlich konnte ich vergeigte Aufnahmen sofort
löschen.
Dies erwies sich
jedoch als graue Theorie. Gleich beim ersten Museumsbesuch erwartete mein Sohn
- ein glühender Dino-Fan - das ich so ziemlich jeden alten Knochen ablichte,
der dort herumstand oder -lag. Schließlich war dies auch ein Familienurlaub
und da fallen jede Menge Aufnahmen an, die vielleicht nicht gerade zu den Höhepunkten
der Lichtbildkunst gehören, aber einen hohen persönlichen Wert darstellen.
Heraus kamen trotz gelegentlicher Löschaktionen gut 700 Aufnahmen.
Die meisten Erinnerungsbildchen wurden in 1600 * 1200 aufgenommen, es entstanden
aber auch zahlreiche Fotos in höchster Auflösung, die ich eventuell
auch in DIN A3 ausdrucke. Die erste Karte war nach zwei Tagen voll und da erwies
es sich als äußerst hilfreich, einen kompakten Kartenleser
dabei zu haben. Bei Freunden habe ich dann den Inhalt auf eine CD gebrannt.
Auf der gesamten Reise waren zwei Brände erforderlich. In einem Falle mußte
ich den Treiber aus dem Internet herunterladen, da noch Windows 98 installiert
war. Dringender Tipp: die erforderlichen Treiber sollte man auf jeden
Fall auf einer Multisession-CD dabei haben. Die CD kann man auch gleich zum
Sichern der ersten Aufnahmen verwenden. Es war übrigens ein toller Spaß,
gleich die Bilder nicht nur vernünftig betrachten zu können, sondern
auch verkleinerte Exemplare als Email in die Heimat zu schicken. Irfanview gehört
daher ebenso auf die Mitnahme-CD, da ich auf keinem Rechner brauchbare Grafiksoftware
vorgefunden habe. Diesen Spaß hätte ein Image-Tank nicht geboten,
von daher kommt auch jeden Fall beim nächsten Mal das Notebook mit, zumal
man auch Freunde und Bekannte am Urlaubsort gleich mit CDs versorgen kann.
Digitaldienste in den USA
Digitalkameras gibt es in den USA teilweise zu unverschämt günstigen
Preisen (Canon D60 unter 1700 Dollar, Dimage 7i: 679 Dollar = Euro), dieser
Bereich hat aber anscheinend einen nicht so hohen Stellenwert wie bei uns. Guckt
man in Fotozeitschriften oder in amerikanische Häuser, so scheinen sie
dort auf handwerklich hergestellte Porträts in großen Formaten zu
stehen. Es wird jedenfalls eine beeindruckende Fülle an Mittel- und Großformatkameras,
Studiolampen und -blitzgeräten (ab 99 Dollar!) und sogar Posing-Gestelle
angeboten, von denen ich glaubte, sie seien bereits vor über 100 Jahren
aus den Studios verbannt worden.
Für Ausbelichtungen
scheinen Wal-Märkte eine gute Adresse zu sein. In Wisconsin habe
ich mal einen einzelnen Abzug in 4*6 Inch machen lassen - ohne irgendwelche
Grundgebühren! Die Qualität riss mich nicht gerade vom Hocker, das
Bild war oben und unten wegen des festen Seitenverhältnisses 2:3 beschnitten.
Die Ausbelichtung dauerte nur 20 Minuten. Meine Kamera wurde ebenso bestaunt
wie die Kapazität meiner Karte und als ich anbot, das Fototeam in dem wal-mart
doch mal zu fotografieren, schenkte man mir auch noch den bestellten Abzug.
Er hätte sonst 29 Cent gekostet. Dort wären sie übrigens
auch ohne weiteres in der Lage gewesen, eine CD zu brennen. Da
aber bildweise abgerechnet wird (24 Fotos für knapp sieben Dollar) wäre
das unter Umständen ein sehr teurer Spaß geworden.
Tipp: für einzelne Ausbelichtungen sollte man die Bildnummer
parat haben. Durch gelegentliche Löschaktionen stimmt sie meist nicht
mit der Nummer in der Vorschau überein. Man bekommt aber die korrekte
Nummer im Histogramm-Fenster angezeigt.
Es gibt in den USA sicherlich auch Internet-Cafes, wo man eventuell eine CD
brennen kann. Ich wollte diese Möglichkeit auch einmal testen, habe aber
keins gefunden. Im Ernstfall hätte ich mich an eine öffentliche
Bücherei gewandt, die in der Regel computermäßig gut ausgestattet
sind und für mich bereits früher ganz nützlich waren, um emails
abzurufen usw..
Fazit
Nie wieder ohne Notebook! So ein Ding kostet zwar ein mehrfaches gegenüber
einem Imagetank, einem Microdrive usw., hat aber auch einen extrem hohen
Nutzwert (auch zuhause inzwischen mein Standardrechner). Ein kompakter
Kartenleser gehört ebenso ins Reisegepäck wie eine CD mit erforderlichen
Treibern und einem Grafikprogramm wie Irfanview, das man Freunden als idealen
Bildbetrachter auch auf dem Rechner lassen kann. Einige Rohlinge würde
ich auch mitnehmen, da man im Urlaub meist anderes im Sinn hat, als nach einem
Laden zu suchen, wo es welche gibt. Ohne Notebook und ohne Aussicht, einen
Computer nutzen zu können, würde ich mir wohl zusätzliche Karten
kaufen. Eine 128 MB-Karte pro Urlaubswoche ist für meine Bedürfnisse
wohl realistisch.
Es war übrigens eine gute Idee, auf eine Analogausrüstung zu verzichten.
Die D7 bot einen völlig ausreichenden Brennweitenbereich und stellt eine
wirklich kompakte Lösung dar. Bei Reisen in die USA muß man auch
mit häufigem Durchleuchten des Handgepäcks rechnen, was Filmen nicht
gerade zuträglich ist. Kodak empfiehlt maximal fünf Durchleuchtungen,
was wir allein bei der Anreise beispielsweise durch zusätzliche Sicherheits-Checks
bei United Airlines locker überschritten haben. Zwar kann man auf Handdurchsuchung
bestehen, das ist angesichts des Zeitdrucks und des Chaos auf den Flughäfen
wohl nur Theorie.