Eine USA-Reise mit der Dimage 7

Landeanflug auf ChicagoIm Juni und Juli 2002 habe ich mich erstmals getraut, eine längere Urlaubsreise (einen Monat USA) ganz ohne analoge Kameraausrüstung zu unternehmen. Vorab galt es einige Fragen zu klären.

1. Stromversorgung

Die Netzspannung in den USA beträgt lediglich 115 Volt. Ich habe daher mein altes Ansmann Powerline 6 reaktiviert, das über ein Schaltnetzteil verfügt und daher mit dieser Spannung klarkommt. Ein Adapter aus einem Reisesteckerset war erforderlich. Weiterhin hatte ich zwei Sanyo Twicell-Akkusätze (1700 und 1600 mAh) dabei, die abends im Motel, im Ferienhaus oder bei Freunden geladen wurden. Einen dritten Satz hatte ich mit, habe ihn aber nie benötigt.

2. Speicherkapazität

Die wohl schwierigere Frage. Sollte ich mir eine IBM Microdrive kaufen? Das Notebook mitnehmen? Einen Image-Tank oder ähnliches zulegen? Oder lieber in weitere Speicherkarten investieren?
Die Microdrives sind mir irgendwie suspekt. Ich verlasse mich ungern auf ein einziges Speichermedium, das sicherlich auch empfindlicher als eine Speicherkarte ist. Ein Image-Tank ist mir für den gebotenen Nutzwert einfach zu teuer.
Von der Ehefrau bekam ich ein Notebook-Verbot für den Urlaub. Stattdessen kam eine Extra-Packung Windeln für die Tochter mit.
Bei einer früheren Reise durch den Südwesten der USA habe ich etwa 150 Dias mitgebracht, die es wert waren, vorgeführt zu werden. Das war meine Kalkulationgrundlage und ich ging daher davon aus, mit zwei 128 MB-Karten locker hinzukommen. Schließlich konnte ich vergeigte Aufnahmen sofort löschen.
Dies erwies sich jedoch als graue Theorie. Gleich beim ersten Museumsbesuch erwartete mein Sohn - ein glühender Dino-Fan - das ich so ziemlich jeden alten Knochen ablichte, der dort herumstand oder -lag. Schließlich war dies auch ein Familienurlaub und da fallen jede Menge Aufnahmen an, die vielleicht nicht gerade zu den Höhepunkten der Lichtbildkunst gehören, aber einen hohen persönlichen Wert darstellen. Heraus kamen trotz gelegentlicher Löschaktionen gut 700 Aufnahmen. Die meisten Erinnerungsbildchen wurden in 1600 * 1200 aufgenommen, es entstanden aber auch zahlreiche Fotos in höchster Auflösung, die ich eventuell auch in DIN A3 ausdrucke. Die erste Karte war nach zwei Tagen voll und da erwies es sich als äußerst hilfreich, einen kompakten Kartenleser dabei zu haben. Bei Freunden habe ich dann den Inhalt auf eine CD gebrannt. Auf der gesamten Reise waren zwei Brände erforderlich. In einem Falle mußte ich den Treiber aus dem Internet herunterladen, da noch Windows 98 installiert war. Dringender Tipp: die erforderlichen Treiber sollte man auf jeden Fall auf einer Multisession-CD dabei haben. Die CD kann man auch gleich zum Sichern der ersten Aufnahmen verwenden. Es war übrigens ein toller Spaß, gleich die Bilder nicht nur vernünftig betrachten zu können, sondern auch verkleinerte Exemplare als Email in die Heimat zu schicken. Irfanview gehört daher ebenso auf die Mitnahme-CD, da ich auf keinem Rechner brauchbare Grafiksoftware vorgefunden habe. Diesen Spaß hätte ein Image-Tank nicht geboten, von daher kommt auch jeden Fall beim nächsten Mal das Notebook mit, zumal man auch Freunde und Bekannte am Urlaubsort gleich mit CDs versorgen kann.

Digitaldienste in den USA

Digitalkameras gibt es in den USA teilweise zu unverschämt günstigen Preisen (Canon D60 unter 1700 Dollar, Dimage 7i: 679 Dollar = Euro), dieser Bereich hat aber anscheinend einen nicht so hohen Stellenwert wie bei uns. Guckt man in Fotozeitschriften oder in amerikanische Häuser, so scheinen sie dort auf handwerklich hergestellte Porträts in großen Formaten zu stehen. Es wird jedenfalls eine beeindruckende Fülle an Mittel- und Großformatkameras, Studiolampen und -blitzgeräten (ab 99 Dollar!) und sogar Posing-Gestelle angeboten, von denen ich glaubte, sie seien bereits vor über 100 Jahren aus den Studios verbannt worden.
Für Ausbelichtungen scheinen Wal-Märkte eine gute Adresse zu sein. In Wisconsin habe ich mal einen einzelnen Abzug in 4*6 Inch machen lassen - ohne irgendwelche Grundgebühren! Die Qualität riss mich nicht gerade vom Hocker, das Bild war oben und unten wegen des festen Seitenverhältnisses 2:3 beschnitten. Die Ausbelichtung dauerte nur 20 Minuten. Meine Kamera wurde ebenso bestaunt wie die Kapazität meiner Karte und als ich anbot, das Fototeam in dem wal-mart doch mal zu fotografieren, schenkte man mir auch noch den bestellten Abzug. Er hätte sonst 29 Cent gekostet. Dort wären sie übrigens auch ohne weiteres in der Lage gewesen, eine CD zu brennen. Da aber bildweise abgerechnet wird (24 Fotos für knapp sieben Dollar) wäre das unter Umständen ein sehr teurer Spaß geworden.
Tipp: für einzelne Ausbelichtungen sollte man die Bildnummer parat haben. Durch gelegentliche Löschaktionen stimmt sie meist nicht mit der Nummer in der Vorschau überein. Man bekommt aber die korrekte Nummer im Histogramm-Fenster angezeigt.
Es gibt in den USA sicherlich auch Internet-Cafes, wo man eventuell eine CD brennen kann. Ich wollte diese Möglichkeit auch einmal testen, habe aber keins gefunden. Im Ernstfall hätte ich mich an eine öffentliche Bücherei gewandt, die in der Regel computermäßig gut ausgestattet sind und für mich bereits früher ganz nützlich waren, um emails abzurufen usw..

Fazit

Nie wieder ohne Notebook! So ein Ding kostet zwar ein mehrfaches gegenüber einem Imagetank, einem Microdrive usw., hat aber auch einen extrem hohen Nutzwert (auch zuhause inzwischen mein Standardrechner). Ein kompakter Kartenleser gehört ebenso ins Reisegepäck wie eine CD mit erforderlichen Treibern und einem Grafikprogramm wie Irfanview, das man Freunden als idealen Bildbetrachter auch auf dem Rechner lassen kann. Einige Rohlinge würde ich auch mitnehmen, da man im Urlaub meist anderes im Sinn hat, als nach einem Laden zu suchen, wo es welche gibt. Ohne Notebook und ohne Aussicht, einen Computer nutzen zu können, würde ich mir wohl zusätzliche Karten kaufen. Eine 128 MB-Karte pro Urlaubswoche ist für meine Bedürfnisse wohl realistisch.
Es war übrigens eine gute Idee, auf eine Analogausrüstung zu verzichten. Die D7 bot einen völlig ausreichenden Brennweitenbereich und stellt eine wirklich kompakte Lösung dar. Bei Reisen in die USA muß man auch mit häufigem Durchleuchten des Handgepäcks rechnen, was Filmen nicht gerade zuträglich ist. Kodak empfiehlt maximal fünf Durchleuchtungen, was wir allein bei der Anreise beispielsweise durch zusätzliche Sicherheits-Checks bei United Airlines locker überschritten haben. Zwar kann man auf Handdurchsuchung bestehen, das ist angesichts des Zeitdrucks und des Chaos auf den Flughäfen wohl nur Theorie.